Daems Hof - Rheindorf Mehrum

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Daems Hof

Am 14. September 1449 stiften Goswin Stecke, Drost des Landes Dinslaken, Herr zu Krudenburg, Patron der Kirche zu Hünxe, und seine Schwester Elisa um Heil und Trost ihrer, der Eltern und der Geschwister Seelen dem St. Georgs-Altar in der Kirche zu Hünxe das Capellengut im Kirchspiel und Gericht Götterswick, ein Erbzinsgut zum Hof Mehrum. Dafür soll jährlich am ersten Dienstag nach Matthäus von fünf Priestern eine Seelenmesse gehalten werden. Nach der Messe findet eine gemeinsame Mahlzeit der Priester statt, zu welcher der Rektor des St. Georgs-Altars aufzutischen hat: Jedem der Teilnehmer ein Quart Wein, ein gebratenes Huhn, zwei Fleischgerichte, zweierlei Brot und Bier. Gleichzeitig hat der Rektor fünf arme Leute zu sich einzuladen und ihnen zur Mahlzeit zweierlei Fleisch, zweierlei Brot und Bier vorzusetzen und jedem 1 Weißpfennig zu geben. *1)
Das von den Geschwistern Stecke gestiftete Gut gehörte zu den sogenannten Deutzer Gütern, deren Eigentümer das Kloster St. Heribert in Deutz war. Die im Kirchspiel Götterswick gelegenen Liegenschaften des Klosters wurden von einem Schultheißen verwaltet. Goswin Stecke hatte es in Erbpacht bekommen und überließ es dem St. Georgs-Altar zu Hünxe.
Der Inhaber des sogenannten Altars verpachtete das Gut, der Pachtvertrag gehörte zu seinem Einkommen, von dem er allerdings die ihm in der Stiftungsurkunde auferlegten Verpflichtungen erfüllen mußte. 1570 verpachtete der Vikar Johannes v.d. Roer den Hof an Lysken Daems. Und da die nachfolgenden Pächter auch Daems hießen, wurde mit der Zeit aus dem Capellengut Daems Hof.
Während des spanisch-niederländischen Krieges, bei dem das niederrheinische Gebiet von 1584 an infolge der Kämpfe um die kurkölnische Festung Rheinberg und durch die Durchzüge der feindlichen Heere verwüstet wurde, kam vom Daems Hof keine Pacht mehr ein. Der Pächter, durch Kontributionen stark verschuldet und ausgeplündert, wurde 1602 irrsinnig. Da sah sich der Inhaber des St. Georgs-Altars, Tillmann Weinschenk, veranlaßt, den Hof an Bertram v. Lützenradt, Herr von Haus Mehrum, im Jahre 1617 zu verkaufen und zwar für 20 Reichstaler. Ferner mußte der Käufer an die Frau des Hermann v. Holstein-Schauenburg auf Haus Krudenburg 100 Goldgulden geben und den dritten Teil des Barmingholtener Zehnten. *2)
1660 und noch 1668 ist ein Johann Daems Pächter des Hofes. Er gehörte zu den beeidigten Kirchspielsleuten, die laut Urkunde vom 27. Oktober 1660 bei der Kontrolle von Grundstücksgrenzen und zur Feststellung der zehntpflichtigen Äcker herangezogen wurden. Auch bekleidete er das Amt eines Provisors oder Armenpflegers. 1667 brannte sein Haus ab, 1668 schrieb er sein Testament.
1668, am 28. Juni, ist Pastor Johann Vorstius zu Götterswickerhamm aufgefordert worden, sich zu Johann Daems in Mehrum zu begeben. Er trifft diesen zwar kranken Leibes, doch bei gutem Verstande an. Nachdem der Kranke auf sein Bitten das Heilige Abendmahl erhalten hat, gibt er seinen letzten Willen kund. Nach seinem Tode soll sein Bruder Jörg ein zweijähriges Pferd haben. Nach seinem und seiner Frau Grietchens Tode sind 25 Taler an Aeltgen Buschmann, Ehefrau des Johann Pontstein, auszuzahlen. Die Kirche bekommt zu ewigen Tagen 1 Scheffel Roggen aus einem Stück Land, gelegen zu Mehrum In den Eicken und 5 Mudsaat groß. Das Korn sollen die Provisoren in Empfang nehmen und unter die Armen verteilen. Bei dem Akt sind als Zeugen Arnd Payenberg und Serris Freitag anwesend. *3) Am 7. Dezember 1678 wird ein Johann Daems bei der Musterung der wehrdienstfähigen Kirchspielsleute als deren Führer genannt. *4)
Nach ihm ist Heinrich Daems auf dem Hof. Er tritt 1702 als Schöffe auf, ist 1692/1693 Provisor, 1706/1707 Gildemeister der Gilde Mehrum und stirbt 1720 im Alter von 76 Jahren. In Gemeinschaft mit Balthasar Ettwig auf Ettwigs Hof und Wilhelm Freitag genannt Giesen auf Giesen Hof in Mehrum richtet er am 16. Januar 1702 an seinen Pachtherrn Wessel Wirich v. Bodelschwingh, Herr des Hauses Mehrum, die Bitte um Erleichterung der Pacht. Es heißt in diesem Bittbrief:
„Zu Eingang ihres Gesuches erinnern die Bittsteller daran, daß sie schon im Jahre zuvor ihre hart drückende Armut wehmütigst klagend vorgetragen und in Betrachtung des sechsjährigen Mißwachs, der schweren Steuern, der starken Einqartierung, Ausgaben zu Wasserwerken (d. h. Deich- und Kribbenbau) und anderen bei diesen betrübten und herzklemmenden Zeiten entstehenden unerträglichen Lasten und Diensten um Erlassung der rückständigen Pacht und um Erlangung einer gnädigeren und träglicheren Pacht demütigst gebeten haben.
Sie (die Bittsteller) glauben, daß der Pachtherr aus gnädigem Einsehen seinem Rentmeister wohl Ordre gegeben habe, sie mit der Einziehung der rückständigen Pacht zu verschonen und neue, für sie günstigere Pachtverträge abzuschließen. Aber sie müssen dennoch erfahren, daß derselbe einen Weg wie den andern auf die völlige Bezahlung der Rückstände dringt, auch sich zu keiner Änderung der jährlichen Pacht verstehen will.
Daher wird es nun zu einer Unmöglichkeit, bei so schwerer Kontribution, welche sich bei Daems Hof auf 46 Reichstaler, bei Ettwigs Hof auf 63 Reichstaler und bei Giesen Hof auf 12 Reichstaler im vergangenen Jahr belaufen habe, ferner bei der starken Einquartierung, die für Daems und Ettwig je 100 Gulden an Gelde und bei Giesen halb so viel gekostet, wie auch bei den großen Ausgaben für Wasserwerke, für die pro Morgen 25 Stüber entrichtet werden sollen und in den nächsten Tagen zwangsweise beigetrieben werden, und zudem bei den unerträglichen Lasten und Diensten - seit dem 1. Mai waren 31 Pferdedienste zu leisten, bald hierhin, bald dorthin -, die Rückstände zu bezahlen und bei der alten Pacht zu bleiben.

Daems Hof (Familie Wingers, Schulstraße)

Ja, in dem unverhofften Falle, daß Ew. Hochwohlgeboren Gnaden mit uns armen aufs Blut ausgemergelten Pächtern diesmal kein gnädiges Einsehen haben wird, wir je länger, je mehr zurückkommen, allen Kredit verlieren und zuletzt mit den Unseren davon laufen müssen, welches bereits geschehen wäre, wenn nicht die beiden Anker der Geduld und der Hoffnung, dafür dem Höchsten gedankt sei, uns bisher erhalten hätte."
Zum Schluß wiederholen die Pächter ihre alte Bitte um Nierderschlagung der Pachtrück¬stände und um Abschluß anderer Pachtverträge. *5)
Nach dem Güterverzeichnis zur Klevischen Katasterkarte von 1733 *6) ist Daems Hof 31 Morgen 431 Ruten holl. (etwa 100 Morgen preuß.) groß. Dafür war an Pacht zu geben 4 Malter Weizen, 7 Malter Roggen, 3 Malter Gerste, 4 Malter Hafer, 1 fettes Lamm, 1 mageres Schwein, 6 Hühner, 25 Pfund Butter, 6 Pfund Zucker, 30 Taler für die Weidegründe. Ferner mußte der Pächter 2 Dienste mit Wagen und Pferden leisten. *7)

Als Pächter sind zu nennen:
Wolter Daems, Sohn des oben genannten Heinrich, er ist 1728/1729 und 1748/1749 Gildemeister.
Johann Daems, der 1760 als Kirchmeister, 1766/1667 als Gildemeister genannt wird. Er starb 1802 im Alter von 75 Jahren. Seine Frau Johanna Marg. ist 1790 im Alter von 69 Jahren gestorben.
Heinrich Daems ist 1788/1789 Gildemeister. Seine Frau Gertrud starb 1813, sie wurde 58 Jahre alt.
Hermann Daems wird 1800/1801 ebenfalls als Gildemeister genannt.
In der Zeit zwischen 1783 und 1825 ist eine Daems Kate entstanden. Nach der Karte von 1825 gehören dazu der Hausplatz, Flur II Nr. 131, und ein Garten, Flur II Nr. 130, zusammen 143 Ruten preuß. groß. Als Besitzer derselben wird 1831 und 1834 ein Hermann Daems genannt.

1) und 2) Urkunden und Akten des Archivs der Evgl. Kirchengemeinde Hünxe. — Siehe auch Pastor H. Sander, Voerde, Blätter zur Geschichte der Kirchengemeinde Hünxe, hrsg. Voerdc 1909.
3) Kirchenarchiv Götterswickerhamm, Akten Band 91. 3.
4) HSTAD, Kleve-Mark, Akten VI, 12.
5) und 7) Nach dem handschriftlichen Nachlaß des Pastor H. Sander, Voerde, über Haus Mehrum.
6) HSTAD, Klevische Gerichte, Landgericht Dinslaken, Band 3. _ Klevische Katasterkane VII B. Nr. 35.
 
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