Gewährung von Darlehen
Unter Umständen gewährte die Gilde ihren Mitgliedern auch ein Darlehen. Sie konnte das, weil sich fast bei jeder Abrechnung, die vor der versammelten Nachbarschaft abgelegt und von 3 Mitgliedern geprüft wurde, ein Überschuß ergab, einmal mehr, einmal weniger, in einem Jahr 23 Taler, in einem anderen Jahr 50 Taler, ja sogar einmal 80 Taler.
Im Siebenjährigen Krieg, als Wesel von feindlichen Truppen besetzt war, gerieten viele Mitglieder der Bruderschaft in Not. Es war ihnen nicht möglich, die von den Besatzungstruppen auferlegten Steuern zu zahlen und die angeforderten Naturallieferungen, wie zum Beispiel Heu, Stroh, Hafer, Fleisch und was sonst auch verlangt wurde, aus eigenen Mitteln aufzubringen. Es bestand die Gefahr, daß der Kommandant von Wesel zu Gewaltmitteln griff und einem Kommando den Befehl gab, die Säumigen zu brandschatzen. In einer derartigen Situation sprang die Gilde für ihre Mitglieder ein. Und weil ihr eigenes Kapital nicht ausreichte, um allen zu helfen, nahm sie am 9. Dezember 1758 von Heinrich Röttgers zu Mehrum eine Anleihe von 175 Talern auf.
Weiterhin findet sich im Gildebuch eingetragen: „ 1761, den 15.November hat Wolter Freitag der Nachbarschaft vorgestreckt 60 Taler, vor den Prins Sobie sein Freykohr." Soubise, ein französischer Heerführer, der 1761 von Wesel aus ins Westfälische vordrang, hatte eine Kriegskontribution ausgeschrieben. Ohne Hilfe konnten die Nachbarn das Geld nicht zahlen.
Es kamen aber auch wieder bessere Zeiten: 1790, den 13. März, nimmt die Nachbarschaft die Abrechnung des Gildemeisters Heinrich Daems freundlich entgegen. Die Kasse hat einen Bestand von 103 Talern 18 Stübern. - 1792 verfügt die Gilde über 168 Taler, 1823 über 34 Taler 7 Groschen 6 Pfennig.