Giesen Hof - Rheindorf Mehrum

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Giesen Hof

1289, den 7. August, verkaufen Ritter Heinrich v. Stockum, Lehnsmann des Grafen von Kleve, und seine Mutter Emetza der Abtei Kamp einige Güter in Mehrum, umfassend 34 bis 35 Maltersaat, bestehend aus Ackerland und Wiesen. Graf Theodorich von Kleve stellt die verkauften Güter lehnsfrei. *1)
Am 5. Mai 1582 verkauft die Abtei Kamp diesen Hof an den Pächter Rutgerus Giesen und dessen Ehefrau Jenneken. Der Verkauf fand vor dem Gericht Götterswick statt. Richter war Johann v. Wylich. Ihm standen zur Seite die Schöffen Heinrich Scholt zu Löhnen, Johann Scholt zu Stockum, Johann van Herpen und Wilhelm an gen Cruyß. *2)
1601 kauft Bertram v. Lützenradt, Herr zu Mehrum, den größten Teil des Giesen Hofes von Jasper Pontstein und dessen Ehefrau Luth. Den Rest erwirbt einige Zeit später Wilhelm Ketzgen, Herr zu Mehrum. Von nun an blieb Giesen Hof im Besitz der Herrschaften auf Haus Mehrum bis 1831.

Die Pächter des Hofes:
1423 wohnt auf dem Hof Gyse van Mehrum. *3)
1454 und noch 1481 wird ein Heinrich Giesen als Schöffe bekundet.
1472, am 31.März, übertragen Heinrich Gysen zu Mehrum und seine Frau Alheyd vor dem Gericht Dinslaken dem Kloster Marienkamp daselbst eine Kornrente von 2 Scheffel Roggen aus der Voß Kate in Eppinghoven. *4)
Laut Gerichtsbrief von 1438, den 7.September, hatten sie von den Eheleuten Heinich Schupnagel und Eisken diese Kornrente angekauft, dazu noch die Hälfte eines Kamps in den Mehrumer Schlägen und die Hälfte einer Kate in Mehrum. *5) Letztere wird in dem Vertrag nicht genau benannt.
1492 wird ein Peter Giesen genannt. *6)
1521 und folgende Jahre tritt Derrick Giesen als Schöffe auf, und 1531 Daem Giesen als Kirchmeister.
1585 ist Rütger Giesen, der, wie oben berichtet, den Hof von der Abtei Kamp erwirbt, Zeuge, als Lutgart v. d. Leven, Herrin zu Mehrum, die Fischereigerechtsame des Hauses Mehrum in der Mum und zwar von der Mündung dieses Baches bis Schievelsbergs Hof auf dem Mehr in Spellen feststellen läßt. *7)
1601 verkaufen Jasper Pontstein und Luth Giesen den größten Teil ihres Hofes an Bertram v. Lützenradt, Herr des Hauses Mehrum. *8)
1638 erklärt Luth Giesen, Witwe des Jasper Pontstein und Tochter des Dietrich Giesen, vor dem Gericht Götterswick dem Richter Martin v. Wilich, den Schöffen Johann Rehe, Hermann Krüsken, Johann Schmidt, Dietrich Bündermann und Heinrich oppen Kamp, ihr Altvater habe vor Zeiten aus seinem Erbland den Armen in Götterswickerhamm eine jährliche Rente von einem halben Malter Weizen vermacht. Von ihr sei diese Rente bei dem Armenpfleger Albert auf dem Hof abgelöst. Da sie ohne Leibeserben sei, so vermache sie jetzt den Armen aus ihrem Eigenerb und Gut 1/2 Malter schönen, weißen Weizen, und ihre Erben sollen gehalten sein, diese Dotation unter allen Umständen zu erfüllen. *9) Armenpfleger sind zu dieser Zeit Derk Pundtkees und Derrick oppen Dick.
Luth Giesen geht darauf ins Armenhaus zu Wesel. Derk Gossen von Gossens Kate in Götterswickerhamm mußte sie im Auftrage der Armenpfleger bis zur Lippefähre *10) fahren und erhielt zum Fuhrlohn 20 Stüber. *11)
1642 zahlt Peter Giesen die von Luth Giesen gestifteten 2 Scheffel (1/2 Malter) Weizen an die Armenpfleger.
1650 ist die Witwe des Peter Giesen auf dem Giesen Hof.
1654 wird Wilhelm Giesen genannt.
1678, am 7. Dezember, gehört Wilhelm Giesen zu den wehrdienstfähigen Kirchspielsleuten. *12)
1690 ist Giesen Hof verpachtet an die Eheleute Wilhelm Freitag genannt Giesen und Maria Leyenkant, die vordem Pächter der klevischen Domäne Rockhoffs Gut zu Reeshoven waren und mit Jan Giesen und Styn getauscht hatten. Sie gaben zur Pacht 10 Malter Gerste, 1/2 Malter Weizen, 8 Taler und außerdem den von Luth Giesen gestifteten halben Malter Weizen an die Armen. *13)
1702 bittet Wilhelm Freitag genannt Giesen seinen Pachtherrn, Wessel Wirich v. Bodelschwingh, Herr von Haus Mehrum, um Erlaß der Pachtrückstände und Ermäßigung des Pachtzinses. (Siehe hierzu auch die Beschreibung zu Daems Hof unter 1702). Bald darauf war er seiner Sorgen ledig. Er starb im Oktober 1702 im 43. Jahr seines Lebens. 1704 sind die Eheleute Heinrich Wennen und Enneken Brinkamp auf Giesen Hof. 1706/1707 ist Heinrich Wennen-Giesen Gildemeister in Mehrum.
1742/1743 wird wieder ein Heinrich Giesen genannt. Dessen Ehefrau Elisabeth Rühl stirbt 1796 im hohen Alter von 90 Jahrern.
1795 wurde dem Pächter Johann Grans, gestorben 1828, von seiner ihm 1794 angetrauten Ehefrau Sibylla Kaspers auf Giesen Hof das erste Kind Johann Dietrich geboren. Dieser Johann Dietrich Giesen blieb in Mehrum, wurde Zimmerman, heiratete 1821 Kath. Daems, geboren 1796, und starb 42jährig im Jahr 1836.
Der oben genannte Johann Grans wurde 1769 auf dem Schanzenberg in Löhnen geboren; er starb, wie angegeben, 1828 auf Giesen Hof in Mehrum. Sibylla Kaspers, die er 1794 heiratete, war 1770 geboren. Sie wurde 60 Jahre und starb 1830. Johann Grans und Sibylla Kaspers hatten acht Kinder. Das erste Kind, schon oben genannt, war Johann Dietrich Giesen, geboren 1795, gestorben 1869. Wessel Giesen wurde 1801 als viertes Kind auf Giesen Hof geboren. Er starb 1885 in Dinslaken. 1837 heiratete er Gertrud Gieseck, geboren 1801 in Mehrum, gestorben 1869 in Dinslaken. Die Eheleute Wessel Grans (Giesen) und Gertrud Gieseck wohnen auf Koopmanns Kate, jetzt Schnabben Kate genannt. In der Zeit von 1837 bis 1846 werden ihnen daselbst sechs Kinder geboren. Ihr ältester Sohn, Johann Heinrich Grans (Giesen), geboren 1837, heiratete 1861 Kath. Biefang, geboren 1830. Auch diese Eheleute wohnen auf Schnabben Kate.
Heinrich Grans, geboren 1801, ist der Zwillingsbruder zu Wessel. Er heiratete 1830 die Witwe Maria Brink, geborene Koopmann. Deren Tochter Sibylla, geboren 1831, verheiratet sich 1850 mit Friedrich Prinz.
Am 3. Mai 1831 verkaufen die Geschwister v. Plettenberg den jetzt 30 Morgen preuß. großen Giesen Hof an Georg Holtschneider auf Haus Löhnen. Infolge seiner ungünstigen wirtschaftlichen Lage verkauft Georg Holtschneider seine Liegenschaften, darunter auch Giesen Hof. Am 19.Dezember 1833 erwirbt Johann Peter Hülser-Lepeler von diesem Hof das Haus und den Garten (Flur II Nr. 106 = 1 Morgen 10 Ruten und Flur II Nr. 109, ebenso groß) für 350 Taler. *14)
Abschließend ist vielleicht noch bemerkenswert, daß Giesen Hof zu den wenigen Höfen gehörte, die mühlenzwangsfrei waren. Der Aufsitzer konnte sein Korn auf jeder ihm zusagenden Mühle mahlen lassen, während die anderen Höfe einer bestimmten Mühle zugewiesen waren.

1) HSTAD, Abtei Kamp, Kopiar Nr. 102. — M.Dicks, Die Abtei Camp am Niederrhein, Kempen 1913, S. 202.
2) M.Dicks, ebd., S. 447.
3) HSTAD, Kloster Marienkamp zu Dinslaken, Akten Nr. 34.
4) Ebd., Urkunden Nr. 154.
5) Ebd., Urkunden Nr. 156.
6) Ebd., Urkunden Nr. 191.
7) Pastor H.Sander, Voerde, handschriftlicher Nachlaß über Haus Mehrum.
8) Archiv Haus Mehrum, Akten B III Nr. 83.
9) Kirchenarchiv Götterswickerhamm, Urkunden, Lagerbuch 1768, Armenrechnungen.
10) Eine Brücke über die Lippe wurde erst 1726 erbaut. Vgl. HSTAD, Kleve Lehen, Specialia Nr. 35.
11) Kirchenarchiv Götterswickerhamm, Armenrechnungen.
12) HSTAD, Kleve-Mark, Akten VI Nr. 12.
13) Pastor H.Sander, Voerde, handschriftlicher Nachlaß über Haus Mehrum, und Archiv Haus Mehrum, B VI Nr. 6.
14) Gericht Dinslaken, Hypothekenbuch für adelige Güter. (1945 durch Kriegseinwirkung vernichtet).

Giesen Hof (Familie Ingenwerth, Schulstraße)
 
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