Bemerkungen zu Haus Mehrum - Rheindorf Mehrum

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Einige Bemerkungen zum Schloß Mehrum.

Während die Burghäuser Haus Wohnung, Haus Götterswick, Haus Löhnen, Haus Voerde und der Burgplatz des einstigen Haus Ahr bis auf den heutigen Tag von Wassergräben umgeben sind, findet man solche bei Haus Mehrum nicht. Auch in der Klevischen Katasterkarte von 1733 sind solche Gräben nicht verzeichnet. Es ist aber anzunehmen, daß in weit zurückliegenden Zeiten Gräben doch vorhanden waren. Die muldenartige Vertiefung des Geländes zwischen der Straße und dem Schloßplatz deutet darauf hin. Ist doch auch die von alten Linden eingesäumt gewesene Zufahrt, die zum Eingangstor des Hofplatzes führte, wie ein Damm durch diese Mulde angelegt.
Der Hofraum wurde nach der rechten Seite hin vom Wohnhaus des Pächters der Mehrumer Ländereien und geradeaus von den Wirtschaftsgebäuden abgeschlossen. Zur linken Hand stand das Schloß.
Daß es seine ursprüngliche Form nicht bewahrt hatte, verrieten zugemauerte und neu gebrochene Fensteröffnungen. Auch die beiden Seitenflügel mit ihren geschwungenen Giebelabsetzungen sind aus jüngerer Zeit.
Der in der Mitte der Hausfront eingebaut gewesene Turm, der über der Eingangstüre ein bunt verglastes Rundfenster mit dem v. Bodelschwingh'schen Wappenschild aufwies, war nachträglich hinzugekommen, wohl in der Zeit des Besitzers Wessel Wirich v. Bodelschwingh. (Nach Clemen in „Kunstdenkmäler der Rheinprovinz" soll er 1695 errichtet worden sein).
Es fiel besonders auf, daß der Hausflur, welcher das Mittelgebäude in seiner Längsrichtung durchzog, in einem schrägen Winkel zur Haustüre führte. Vielleicht hing es damit zusammen, daß vor dem Anbau des Turmes der Hauseingang an anderer Stelle, rechts von der neuen Haustüre, war und der Eingang nun dem neuen Turmeingang angepaßt werden mußte.

Das Blaue Haus.

In Urkunden und älteren Karten findet sich für Haus Mehrum der Name Das Blaue Haus. Auch im Holländischen gibt es diese Bezeichnung für einige Adelssitze. In Orsoy stand an einer Stelle der Stadtmauer der Blaue Turm.
Zur Erklärung dieses Namens führt Studienrat O. Ottsen, der 1934 bei seinen Forschungen die Fundamente des längst zerstörten blauen Turms in Orsoy entdeckte und freilegte, in seinem Werk „Alt-Orsoy" auf Seite 93 an: „Als die Mauer etwa 6 bis 8 Wochen wieder dem Einfluß der Luft ausgesetzt war, da bekam das Gemäuer einen bläulichen Anflug. Wahrscheinlich ist es, daß die für den Bau benutzten Ziegel aus dem unteren Geschiebemergel gebrannt worden sind, der fast überall im Untergrunde unserer Landschaft ruht."
Der Ausgrabungsbericht des Bonner Provinzialmuseums (Bonn 1917, Seite 347) vermerkt über die Ausgrabungsarbeiten zweier Ziegelöfen das Römerlagers auf dem Fürstenberg bei Xanten, daß die dort gebrannten Steine je nach Randstärke und Hitzegrad verschiedene Färbung annahmen. Überstarker Brand bedingte rote Färbung des Kerns und blaue Färbung der Rinde.
Solche Steine sind dann auch wohl beim Bau des ältesten Teiles des Mehrumer Schlosses verarbeitet worden und ihr blauer Glanz verlieh dem Bauwerk die schon oben genannte Bezeichnung.
Der Volkswitz hatte allerdings eine andere Erklärung bereit: Das Schloß ist Besitz adeliger Geschlechter. Der Adel hat blaues Blut. Daher ist es ein Haus der Blaublütigen. Also kurzum, das Blaue Haus!
Es soll nicht unerwähnt bleiben, daß diese Steinsorte auch noch an anderer Stelle zu finden war, nämlich an dem Rest eines alten Gemäuers auf Haus Löhnen.
Seit dem Fortgang des Freiherrn Anton v. Plettenberg ist das Schloß Mehrum ohne jegliche Pflege geblieben. Es wurde zeitweise auch als Mietshaus genutzt. Zum Ende des zweiten Weltkrieges wurde Schloß und Haus Mehrum beim Übergang der Alliierten Truppen über den Rhein bei Mehrum im Frühjahr 1945 durch Bomben und Granaten zerstört.

Außer den in den Fußnoten angegebenen Archivnachweisen wurden noch folgende Quellen benutzt:
1) HSTAD. Kleve Lehen, Generalia; Kleve Lehen. Specialia, 34, 46, 94; Repertorium der Abtei Deutz.
2) Amtsgericht Dinglaken, Hypothekenbuch für adelige Güter.
3) A. Fahne. Westfälische Geschlechter. Köln 1858
4) Pastor H. Sander. Voerde, Handschriftlicher Nachlaß über Haus Mehrum.

Erhalten gebliebene Wirtschaftsgebäude des einstigen Hauses Mehrum an der Schloßstraße.
 
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