Die Schule in Mehrum - Rheindorf Mehrum

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Die Schule in Mehrum

nach Aufzeichnungen von Lehrer Küpperdamm in der Zeit von 1825 bis 1875.
Die Schule in Mehrum besteht urkundlich seit 1692, jedenfalls scheint sie aber um 1600 schon vorhanden gewesen zu sein. Sie wurde unterhalten aus den Geldern des Gildefonds, einer freien Vereinigung von Mehrumer Einwohnern, der alle jetzt noch vorhandenen Gemeindegründe gehörten.
Von den Einkünften der Gilde, die 1823 ca. 34 Reichstaler 7 Groschen 6 Pfennig betrugen, wurde der Lehrer bezahlt. Die jeweiligen Schulvorsteher beaufsichtigten ihn. Die Schulstube stand auf dem Grund und Boden, der dem Hause Mehrum gehörte. Nach der Errichtung einer neuen Schule fiel das alte Gebäude an das Schloß Mehrum. Der Lehrer wurde von der Gemeinde etwa wie ein Knecht gemietet, und je nach der Art des Vertrages, den man mit ihm abschloß, bekam er 12, 15 oder 20 Reichstaler Lohn, den sogenannten Wandertisch und von jedem Kind 5 Stüber Schulgeld.
Durch listige oder auch nachlässige Gildevorsteher wurden die Gildeländereien im Jahre 1810 in Gemeindeländereien umgewandelt. Um 1820 erhielt der Lehrer aus der Gemeindekasse 12 Reichstaler Berl.cour. Die Schule bekam das Brandgeld, der Lehrer behielt den Wandertisch. Als der damalige Lehrer Küpperdamm (Verfasser des Berichtes) mit seiner Familie dort wohnte, zahlte die Gemeinde freiwillig 37 Reichstaler Kostgeld; der Wandertisch wurde aufgehoben.
Unter der regierenden Fremdherrschaft wurde zwar von dem damaligen Schulrat zu Emmerich, Asmus v. Otterbein, ein Stundenplan entworfen. Doch scheint es, daß der Gildevorstand unter Hinzuziehung der Pfarrer in Götterswickerhamm die alleinige Schulaufsicht ausgeübt hat. Der im Jahre 1813 mit dem Lehrer Schmitz abgeschlossene Vertrag hat keiner Behörde zur Genehmigung vorgelegen.
Etwa 1822 sind die ersten hiesigen Schulvorsteher angeordnet worden und von 1826 an war die Lehrerstelle so eingerichtet, wie sie dann auch in der Folgezeit bestanden hat. Die Königliche Regierung in Düsseldorf forderte als Normalgehalt 66 1/2 Taler, dazu kamen 37 Taler Kostgeld und noch weitere 25 Taler. Zunächst nach 1826 erhielt der Lehrer außer den angeführten Beträgen (Gehalt und Wandertisch = 37 Taler) noch von jedem Kind jährlich 2 Silbergroschen Schulgeld. Als 1833 das Schulgeld auf 3 Silbergroschen erhöht werden sollte, war das den Leuten zuviel. Fortan wurden statt der 3 Silbergroschen als jährli¬che Abfindung 25 Taler gezahlt. So ist das Gehalt von 127 Talern entstanden. 1875 erhielt Lehrer Küpperdamm ca. 250 Taler.
Die alten Gildeakten, die hierüber noch mehr aussagen könnten, sind zum Ende des 18. Jahrhunderts verbrannt. Die Schulakten hat der Schulvorsteher Tendering mitgenommen und die Rückgabe verweigert.
Der Schulgarten nebst dem Ackerland wurde durch Tausch und Kauf 1826 erworben, Schule und Lehrerhaus 1827 und die Stallungen 1832 erbaut. Im Jahre 1876 wurde das Wohnhaus abgebrochen. Zwischen der Schule und dem Stall wurde ein neues Wohnhaus errichtet. Das Schulzimmer ist 1861 vergrößert worden.
Über das Verhältnis zwischen Regierung und Gemeinde geben die Verhandlungen über die beabsichtigte Zusammenlegung der Schulen in Götterswickerhamm, Löhnen, Möllen und Mehrum ein interessantes Bild. Die Regierung griff erstmals 1822 in die Schulangelegenheiten der hiesigen Gemeinde ein, indem sie Schulvorsteher per Verfügung einsetzte. Jedoch tiefer einschneidend war erst der Plan, den die Regierung 1823 der Gemeinde Mehrum unterbreitete. Sie wollte nämlich die Einzelschulen von Löhnen, Möllen und Mehrum aufheben und dafür eine mehrklassige Schule in Götterswickerhamm einrichten.
Im Jahre 1823 wurden folgende Schulkinder gezählt:
Götterswickerhamm = 87
Mehrum = 31
Löhnen = 41
Möllen = 30 ca.
zusammen 189 Schulkinder.

Gegen diesen Plan setzte sich die Gemeinde erfolgreich zur Wehr, so daß die Regierung schließlich von ihrem Vorhaben abließ.
Aus der schriftlichen Eingabe der betroffenen Gemeinden vom 24. Mai 1823 ist zu entnehmen:
„Unsere beiden vereinten in der nächsten Nachbarschaft zusammengelegenen Ortschaften (Mehrum und Reeshoven) besitzen von alters her und wie nähere Dokumente nachweisen, schon vor dem Jahre 1600 eine eigene Schule. Der Fonds, aus welchem das Schullehrergehalt gezahlt wird, sind Grundstücke, die Gilde- oder Bruderschaftsländereien genannt, welche ein Privateigentum unserer beiden Ortschaften sind und der Pachtvertrag jährlich 34 Taler 7 Groschen 6 Pfennig ist.
Aus diesen Einkünften wurden dem Schullehrer jährlich 12 Taler und ebensoviel für die Stubenheizung bezahlt. Auch wurden die nötigen Reparaturen für das Schulzimmer daraus besorgt. Der Weg nach dem Dorfe Götterswickerhamm beträgt volle 3/4 Stunde, führt neben dem steilen Ufer des Rheins und ist daher für Kinder sehr gefährlich. Bei hohem Wasserstand ist der Communicationsweg völlig abgeschnitten.
Die meisten Bewohner unserer Ortschaft sind arme Tagelöhner, welche ihre Kinder nicht warm genug kleiden können, um sie im Winter 1 1/2 Stunden der Kälte auszusetzen, und zu arm sind, um ihren Kindern täglich den Korb zum Mittagessen zu füllen. Im Hause der Eltern essen die Kinder die geringste Kost mit den Eltern, ein gewisses Ehr- und Schamgefühl würde sie abhalten, solche Kost den Kindern mit im Korbe zur Schule zu geben, sie würden also entweder, um es den Vermögenden gleichzutun, sich über ihre Kräfte anstrengen, oder ihre Kinder garnicht in die Schule schicken. Wir machen uns anheischig, mit Hilfe der Einkünfte unseres Gildelandes dem Schullehrer das Normalgehalt von 66 1/3 Taler Berl.cour. zu sichern und mit Hilfe von 250 Talern Berl.cour., welche nach der Versicherung des Herrn Bürgermeisters für uns zum Bau einer Schule in die Gemeindekasse disponibl sind, ein angemessenes Schulhaus zu bauen und zu unterhalten.
Im Namen der Eingesessenen: Ettwig, Kirchenvorsteher - Johann Schmitz, id.  Gerritz, Gemeinderat und Kirchenältester."
Die Aufzeichnungen über die Schule in Mehrum von Walter Neuse enden mit dem Fortgang des Lehrers Hugo Agats, der sich im Jahre 1909 pensionieren ließ und sein Haus in Voerde an der Alexanderstraße bezog.
Die Geschichte dieser Schule wäre jedoch unvollständig, würde sie nicht bis zum Ende ihres Bestehens fortgeschrieben.
Von 1909 bis 1913 unterrichteten an der Schule nacheinander die Junglehrer
GRISBACH, CLAUBERG und PERRET.
Grisbach bewohnte zuweilen die Lehrerwohnung im Schulgebäude, ebenso Perret, dessen Eltern in Hamborn wohnten. Wie lange jeweils die einzelnen Junglehrer hier unterrichteten, ist nicht näher bekannt.

Am 1. Oktober 1913 wurde dann die Lehrerstelle wieder hauptamtlich besetzt. Aus Hamborn war der auch dort schon tätig gewesene Lehrer
OTTO HEYNBERG, geboren 17. Januar 1875, mit seiner Ehefrau Maria Elisabeth und der Tochter Martha nach Mehrum gekommen. Die Familie Heynberg wohnte in der Schule bis zum 31. März 1925, ehe sie nach Friedrichsfeld verzog.

Klassenbild der Mehrumer Schüler 1920/21 mit Lehrer Heynberg.
Lehrer Otto Heynberg, an der Schule zu Mehrum von 1913 bis 1925.

Die Tochter, Frau Martha Heynberg, selbst viele Jahrzehnte Lehrerin an Voerder Schulen gewesen, wußte sich gut zu erinnern, daß ihr Vater gerne in Mehrum unterrichtet hatte und wohl auch sehr beliebt gewesen war. Als er 1925 die Schule verließ, war es ihm eine Herzensangelegenheit, sich von den Eltern seiner Schülerinnen und Schüler persönlich zu verabschieden.
Die Anfangsjahre in Mehrum waren durch die Kriegszeiten 1914 bis 1918 besonders stark geprägt. Auf Anweisung des Schulrates in Dinslaken hatte Otto Heynberg nach Kriegsausbruch 1914 auch die Kinder in der einklassigen Volksschule in Löhnen, deren Lehrer zum Kriegsdienst einberufen worden war, zu unterrichten. Später wurde ihm auch noch die einklassige Schule in Götterswickerhamm zugeteilt.
Kriegsbedingt vollzog sich der Schulunterricht folgendermaßen: Von 7,00 Uhr bis 10,00 Uhr in Mehrum, von 10,30 Uhr bis 13,30 Uhr in Löhnen und von 14,00 Uhr bis 17,00 Uhr in Götterswickerhamm. Da auch der Berufsschulunterricht in Voerde ausgefallen war, sollte Otto Heynberg an bestimmten Tagen auch nach Voerde fahren. Das lehnte er jedoch ab, da er alle Dienstfahrten nur mit dem Fahrrad bewältigen konnte.
Die am Berufsschulunterricht teilnehmenden Schüler entschlossen sich daher, ihren Lehrer Heynberg abends in Mehrum aufzusuchen. Hier erhielten sie dann also ihre schulische Unterweisung. Die Schule in Mehrum zählte zu dieser Zeit durchschnittlich 58 Kinder in den Schulklassen 1 bis 8. In Löhnen lagen die Verhältnisse etwa gleich, während in Götterswickerhamm weniger Kinder zu unterrichten waren.
Eine Besonderheit für die Mehrumer Schule war, daß die Herrschaft von Haus Mehrum für den Musikunterricht ein Klavier zur Verfügung stellte, das auch in der Schule stehen bleiben durfte.
Otto Heynberg starb am 30. September 1960 in Friedrichsfeld, er wurde 85 Jahre alt.

HERMANN BREYMANN aus Dinslaken tritt am 1. April 1925 die Nachfolge von Otto Heynberg an und wird Dorfschullehrer in Mehrum. Er ist am 14. Januar 1898 in Dinslaken geboren und seit dem 18. Dezember 1922 mit Christine, geb. Lantermann, geboren am 11. März 1898 ebenfalls in Dinslaken, verheiratet.
Die alte Schulchronik von Mehrum, in die auch sonstige Geschehnisse aus dem Dorf ein¬getragen wurden, soll angeblich bei den Kämpfen im Frühjahr 1945 abhanden gekommen sein.
Nach Aussagen der damaligen Lehrerin Frl. Göppert, jetzige Frau Stein, hat sie selbst bis zum Jahre 1947 jedoch noch Eintragungen in diese alte Schulchronik vorgenommen. Heinz Lemm aus Voerde, Sohn von Heinrich Lemm und Johanna, geb. Hülsemann, verfaßte nach dem Krieg eine Familienchronik, aus der zu entnehmen ist, daß er hierfür auch die Schulchronik von Mehrum eingesehen haben muß.
So wird also über die Schule Mehrum in der Zeit von 1925 bis 1954 aus der Erinnerung berichtet. Frau Ulla Krieg, Tochter von Hermann und Christine Breymann, hat hier in dankenswerter Weise mitgeholfen, diese Zeiten zu beschreiben.
Mit den großen Schülern und Schülerinnen machte Hermann Breymann in den Sommerferien Jugendherbergswanderungen. Sehr oft stand ihm seine Frau Christine hilfreich zur Seite. Wiederholt fuhren auch Mütter von Schulkindern mit, um den Kindern das Essen zu kochen und die ordnende Hand von zu Hause ein wenig walten zu lassen. Die erste große Fahrt ging in den Hochschwarzwald. Die Anfahrt erfolgte mit dem Zug.
Im Jahre 1928 führte die jährlich stattfindende Ferienfahrt nach Helgoland. 1934 fand eine gemeinsame Fahrt mit den Schülern aus Götterswickerhamm ins Sauerland statt.
Im nächstfolgenden Jahr - 1935 - wurde das bergische Land erwandert. Zunächst ging es mit dem Zug bis Mülheim an der Ruhr. Von hier aus wurde dann nach Heiligenhaus gewandert, anschließend zur Burg an der Wupper. Unterwegs wurden Wanderlieder gesungen, die vorher in der Schule eingeübt worden waren. Zuweilen klangen die Stimmen schon mal mehr oder weniger müde!

Klassenbild der Mehrumer Schüler 1927 mit Lehrer Breymann.
Lehrer Hermann Breymann, an der Schule zu Mehrum von 1925 bis 1954.
Klassenbild der Mehrumer Schüler .... mit Lehrer Breymann.

Das Jahr 1937 sah die Mehrumer Schüler mit ihrem Lehrer Hermann Breymann mit den Fahrrädern in der Eifel unterwegs. Über diese Fahrt ist an anderer Stelle ausführlich unter der Überschrift „Mit dem Stahlroß in die Eifel" berichtet.
Dieses Fahrterlebnis muß wohl Lehrer und Schüler so beeindruckt und gut gefallen haben, daß im folgenden Jahr — 1938 — wiederum mit den Fahrrädern „gewandert" wurde. Das diesjährige Ziel war Norddeutschland mit der Stadt Kiel.
Ende August 1939 wurde Hermann Breymann für eine kurze Zeit, etwa ein halbes Jahr, Soldat in Wesel. Während dieser Zeit wurde er in der Schule Mehrum von Lehrerkollegen aus den Nachbarorten vertreten.
Hermann Breymann liebte den Gesang. Und so kam es nicht von ungefähr, daß er während seiner Zeit in Mehrum den dortigen Männergesangverein „Germania" Mehrum dirigierte. In den ersten Jahren gab es am Heiligabend die Schulweihnachtsfeier im Saal Mölleken. Die Männer des Gesangvereins errichteten eine Bühne. Der Abend war ausgefüllt mit Theaterstücken, Weihnachtsliedern, Märchenerzählungen. In späterer Zeit fanden diese Weihnachtsfeiern dann immer einige Tage vor dem Heiligabend statt.
Für jeden Schüler gab es eine Weihnachtstüte mit Süßigkeiten, Obst, Nüssen und Gebäck. Diese Gaben wurden alle aus Spenden bezahlt. Die noch schulpflichtigen Kinder erhielten dann auch noch Spekulatiusmänner, die der Wirt und Bäcker Ziegler gebacken hatte. Der Geburtstag des Lehrers war in Mehrum immer ein Schulfesttag. Am Tag vor dem 14. Januar wurde die Schulklasse von den großen Schülern ausgeschmückt. Aus den abgelegten Weihnachtsbäumen wurden Girlanden gebunden und mit Lampions behängt. Mit Liedern und Gedichten erfreuten die Schüler Jahr für Jahr ihrer Lehrer.
Im September 1944 wurde Hermann Breymann wieder Soldat. Im Oktober kam er bei Aachen in amerikanische Kriegsgefangenschaft und blieb als Kriegsgefangener bis Mai 1946 in Kalifornien/USA.
Ansicht der Mehrumer Schule vom Reeshover Weg aus.

Im letzten halben Jahr des Krieges (1944/45) waren in der Schule Mehrum russische Zivilgefangene untergebracht. Auf die Bitte von Gerhard Hüser haben die Töchter von Hermann Breymann, Lore und Brigitte, in seinem Wohnzimmer die Kinder von Mehrum unterrichtet.
Das Schulgebäude und das Wohnhaus wurden beim Rheinübergang der Alliierten Truppen durch Granaten stark beschädigt, vor allem die Dächer. Es hat sehr lange gedauert, ehe das Haus notdürftig wieder hergerichtet war, um darin unterrichten zu können. In den letzten Kriegstagen wurde eine der großen auf dem Schulhof stehenden Linden durch Geschosse und Granatsplitter derart beschädigt, daß sie später gefällt werden mußte. Unter ihr waren bei den Kämpfen Ende März 1945 zwei gefallene deutsche Soldaten beerdigt worden, die aber kurze Zeit später auf dem großen Soldatenfriedhof in Voerde beigesetzt wurden.
Nach der Rückkehr aus der amerikanischen Kriegsgefangenschaft im Mai 1946 nahm Hermann Breymann ab Juni 1947 den Schulunterricht in Mehrum wieder auf. In der Zwischenzeit, von 1945 bis 1947, war die Lehrerin Hildegard Göppert, jetzige Frau Stein, als Dorfschullehrerin eingesetzt. Der Unterricht fand in dieser Zeit in der Gaststätte Mölleken statt.
Am 31. März 1954 scheidet Hermann Breymann aus dem Schuldienst in Mehrum aus und übernimmt eine Lehrerstelle an der Pestalozzi-Schule in Voerde, deren Rektor er 1956 wird. Die „Neue Schulchronik" wird nach dem Fortgang von Hermann Breymann fortgeführt von seinem Nachfolger (und Schwiegersohn)
RUDOLF KRIEG. Er trat am 27. April 1954 den Dienst an der einklassigen Volksschule in Mehrum an. Zuvor unterrichtete er an der Ev. Volksschule in Bruckhausen. Die Mehrumer Schule zählte in den 8 Jahrgängen 23 Knaben und 17 Mädchen, zusammen 40 Schüler.
Zu einem besonderen Tag wurde der 29. Juli 1954. Die Familie Breymann hatte in Voerde an der Steinstraße eine Dienstwohnung erhalten und verließ nun nach fast 30 Jahren Mehrum. Sie wurde, da sie so lange mit dem Dorf Mehrum verbunden gewesen war, von den Schulkindern und der ganzen Dorfgemeinschaft in einer Abschiedsfeier im Saale Ziegler (Mölleken) im Beisein von Schulrat Grote und Pastor Walther Petri aus Götterswickerhamm herzlich verabschiedet. Die Schulkinder gaben mit Liedern und Gedichten und der Gesangverein „Germania" Mehrum mit Chören der Feier ein festliches Gepräge.
Seit dem 10. August desselben Jahres bewohnt nun Rudolf Krieg mit seiner Familie das Schulhaus, „in dem noch viel instandzusetzen ist".
Seit September erteilt seine Frau Ursula, geb. Breymann, zwei Stunden in der Woche Handarbeitsunterricht.
Am 6. Dezember 1954 wird mit Hilfe der Männer des Gesangvereins, dessen Dirigent Rudolf Krieg ist, aus dem alten Feuerwehrschüppchen im Stallgebäude eine brauchbare Garage. Die Gemeinde Voerde gab 150,00 DM dazu.
Lehrer Rudolf Krieg, an der Schule zu Mehrum von 1954 bis 1959.
Knapp eine Woche später stellt eine Bauamtskommission fest, daß das alte Schulgebäude einsturzgefährdet ist.
Der Winter 1954/55 verzeichnet ein starkes Hochwasser des Rheines bei Mehrum mit dem Höchststand am 20. Januar.
Im April 1955 werden zur Einschulung 34 Kinder - 17 Knaben und 17 Mädchen - gezählt. Im September desselben Jahres finden die Schulkinder bei Ausschachtungsarbeiten auf dem Geestweg große Tonscherben aus verschiedenen Zeitaltern, die ältesten aus der jüngeren Steinzeit.
Das Schuljahr 1956 beginnt am 12. April mit 29 Kindern, 12 Knaben und 17 Mädchen. Wegen der Rückkehr des Saargebietes in die Bundesrepublik Deutschland findet am 19. Januar 1957 eine Feierstunde in der Schule statt. Anschließend fällt der Unterricht aus. Zum Tag des Baumes wandert das 3. bis 7. Schuljahr zum Hünxer Wald.
Der 25. April 1957 läßt den Schulunterricht mit 15 Knaben und 19 Mädchen beginnen.
Auch sind neue Schulmöbel vorhanden. Am 27. September fehlen 20 Schulkinder wegen Grippe. Daraufhin wird die Schule eine Woche geschlossen.
Die Schulkinder vernehmen die sensationelle Nachricht über „Sputnik", den ersten russischen Erdsatelliten, der seit dem 4. Oktober 1957 die Erde in 96,2 min. in etwa 900 km Höhe umkreist.
Die Schule und ihre Kinder waren hier in Mehrum zu allen Zeiten Teil der dörflichen Gemeinschaft. Ob Festtag, Feiertag oder Trauertag, bei allen Anlässen wirkten die Kinder mit. So wurde am 22. Oktober 1957 Opa Hermann Wolters, fast 93 Jahre alt, zu Grabe getragen. Die Kinder sangen ein Lied zu seinem Angedenken. Schon drei Jahre zuvor hatten sie ihm, als er den 90. Geburtstag feierte, an seinem Haus ein Ständchen gebracht.
Es ist vermerkt, daß es seit dem 27. Januar 1958 in Mehrum an der „Pleck" und zwischen Gieseck und Ettwig nun endlich eine Straßenbeleuchtung gibt.
41 Schulkinder werden bei Schulbeginn am 17. April 1958 registriert, 19 Knaben und 22 Mädchen. Nach langjährigem Drängen des Lehrers und der Elternpflegschaft errichtet die Gemeinde Voerde während der großen Ferien einen Gruppenraum als Anbau zum Schulgebäude, dazu moderne Toilettenanlagen und einen Geräteraum.
Am 29. Oktober 1958 sind die Mehrumer Menschen erschüttert über die Nachricht vom Tode ihres einstigen Lehrers Hermann Breymann. Von den 38 Jahren, die er sich der Erziehung der Jugend widmete, verbrachte er fast 30 Jahre in Mehrum. In tiefer Trauer und Andacht verneigen sie sich vor einem Menschen aus ihrer Mitte, den sie geschätzt und verehrt haben. In ihrer Ausgabe vom 30. Oktober 1958 würdigt eine Dinslakener Tageszeitung Schaffen und Wirken des Landrats des Kreises Dinslaken und Bürgermeisters der Gemeinde Voerde Hermann Breymann. Die Erziehung der Jugend und die Entwicklung seines Heimatkreises lagen ihm gleichermaßen als Lebensaufgaben am Herzen. Er war stets ein Mann des Ausgleichs, der sich immerfort bemühte, Gegensätze zu überbrücken, um so zu fruchtbarer und erfolgreicher Zusammenarbeit zu gelangen.
Ostern 1959 ist vorbei und wiederum gehen 41 Kinder in die Mehrumer Schule, 17 Knaben und 24 Mädchen. In den Osterferien ist der Schulraum mit den Nebenräumen gründlich überholt worden: Fußböden erneuert, neue Schultüre eingebaut, die restlichen Anstreicherarbeiten erledigt, der Schulhof ist nun asphaltiert. „Nun haben wir endlich eine zweckmäßig eingerichtete und schöne Schule, in der die Schulkinder und der Lehrer mit Freude an die Arbeit gehen können", schreibt Rudolf Krieg am 16. April 1959.
Die Eröffnung des Voerder Freibades am 27. Juni 1959, das wenig später nach Hermann Breymann benannt wird, ist wohl auch für die Mehrumer ein besonderes Ereignis. In diesem Jahre vermerken wir fast 10 Wochen hochsommerliche Temperaturen.
Am 1. August 1959 wird Rudolf Krieg durch Verfügung der Bezirksregierung Düsseldorf als Schulleiter an die Ev. Volksschule in Bucholtwelmen berufen. Nach fünf Jahren verläßt er Mehrum.
„Ich scheide von Mehrum, das mir in den Jahren meiner hiesigen Tätigkeit ans Herz gewachsen ist, mit den besten Wünschen für eine segensreiche Zukunft der Schule, ihrer Lehrer und Kinder."

HORST DICKMANN, Sohn von Lehrer Heinrich Dickmann in Stockum, wird im Alter von 30 Jahren am 12. August 1959 an die Ev. Volksschule Mehrum abgeordnet. Zuvor unterrichtete er seit 1954 an der Ev. Volksschule in Möllen. Er begann seinen Unterricht mit 17 Knaben und 24 Mädchen, die den „Neuen" kritisch musterten. Doch die inzwischen gemachten Erfahrungen mit einklassigen Landschulen halfen ihm, die neue Aufgabe mit gutem Mute anzugehen.

Klassenbild der Mehrumer Schüler mit Lehrer Krieg in der Dechenhöhle beim Schulausflug am 14. 9. 1954.
Da es ein heißer Sommer ist, dürfen die Kinder des 5. bis 8. Schuljahres ins neue Freibad nach Voerde, um das Schwimmen zu erlernen, „denn nur wenige Kinder können schwimmen"
Die Gemeinde Voerde stellt für das laufende Schuljahr wiederum 300,00 DM für Lehr-und Lernmittel, 100,00 DM für Werkunterricht und 60,00 DM für die Schülerbücherei zur Verfügung.
Nach wie vor unterrichtet Frau Ursula Krieg die Mädchen im Fach Nadelarbeit.
Der „neue Schulmeister" wird auch von den Mehrumer Dorfbewohnern recht kritisch „unter die Lupe" genommen. Anläßlich der Nottekirmes zum Erntedankfest, die in Mehrum alljährlich kräftig gefeiert wird, bekommt Horst Dickmann aber dann doch den richtigen Kontakt mit der Bevölkerung und mit den Eltern seiner Schulkinder.
Von Ende November an wird die Schule geschlossen, da nahezu die Hälfte der Schulkinder an Mumps erkrankt ist.
Im Frühjahr 1960 muß das Dorf Mehrum von seinem alten Wahrzeichen, dem Haus Mehrum, Abschied nehmen. Das beim Rheinübergang der Alliierten 1945 stark zerstörte Gebäude war mehr als 15 Jahre der Witterung ausgesetzt. An einen Wiederaufbau ist nicht zu denken. Die Reste der Ruine werden in ein ausgekiestes Baggerloch am Rhein geschüt-tet. Das Wahrzeichen, mit dem Dorf und Menschen in Mehrum über viele Jahrhunderte untrennbar verbunden gewesen sind, gibt es nun nicht mehr. Und diese Tatsache machte doch viele Menschen hier am Rhein sehr betroffen.
Das Schuljahr 1960/61 beginnt mit 46 Kindern, die Klasse ist bis auf den letzten Platz besetzt. Der neue Gruppenraum bedeutet für den Unterricht eine große Erleichterung. Die endgültige Versetzung von Horst Dickmann nach Mehrum vollzieht der Schulrat zum 1. April 1960.
Auf Vorschlag von Horst Dickmann beschließt die Elternversammlung eine freiwillige Elternspende, die vom Elternvorstand verwaltet wird und als Fahrtkostenzuschuß für Schulfahrten gedacht ist. In dieser Versammlung wird nochmals kritisiert, daß der Lehrer Horst Dickmann nicht bereit ist, die Chorleitung des Gesangvereins zu übernehmen. Doch die Mehrzahl der anwesenden Eltern steht auf seiner Seite und vertritt die Ansicht, „daß der Lehrer in erster Linie die Kinder zu unterrichten hat, er muß nicht unbedingt als Dirigent tätig sein". Für die Zukunft beabsichtigt er, eine Blockflötengruppe zu bilden, die zur Ausgestaltung von Schul- und Dorffeiern beitragen kann.
Bei gutem Wetter fährt Horst Dickmann mit den größeren Kindern mit dem Fahrrad zum Schwimmunterricht im Freibad Voerde.
Neben der asphaltierten Schulhoffläche wird eine Rasenfläche vorbereitet und darin ein Stufenreck einbetoniert. Auf der Obstwiese hinter der Schule heben die Jungen eine 3 x 5 m große Weitsprunggrube aus. Den Sand hierfür liefert die Kiesbaggerei Johann Bracukmann aus Mehrum kostenlos.
Zu allen Zeiten sind die Mehrumer Schulkinder immer sehr sportlich gewesen. In keinem Jahr werden die Schulwettkämpfe, Bannerwettkämpfe, Bundesjugendspiele oder andere Sportveranstaltungen ausgelassen.
Das Lehrerwohnhaus scheint nun inzwischen so reparaturbedürftig geworden zu sein, daß sich Horst Dickmann in einer zwei Seiten umfassenden Eingabe vom 23. Juli 1960 hilfesuchend an die Gemeinde Voerde wendet.
Am 30. September 1960 verstirbt der frühere Schulleiter der Schule Mehrum, Otto Heynberg. Er war von 1913 bis 1925 in Mehrum tätig. Die älteren Mehrumer Dorfbewohner nehmen an der Beisetzung teil.
Nicht ganz einen Monat später, am 19. Oktober desselben Jahres, verstirbt der Heimatforscher Hauptlehrer i. R. Walter Neuse aus Möllen im Alter von 79 Jahren. Walter Neuse hat uns einen unermeßlichen Reichtum an heimatgeschichtlichem Nachlaß hinterlassen. Bereits im Oktober beginnen die Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier, wie sie in der zurückliegenden Zeit jedes Jahr stattgefunden hat. Doch dieses Mal soll es etwas besonderes werden. Das Klassenzimmer erhält eine neue Bühne mit Vorhang und Papierkulissen. Um allen Dorfbewohnern den Besuch der Weihnachtsfeier zu ermöglichen, spielen die Kinder an zwei Tagen. Im Zuschauerraum haben jeweils nur 100 Besucher Platz.Die Kinder der Unterstufe spielen das Stück „Schelmenstreiche im Wichtelreiche". Die Oberstufenkinder haben mit viel Fleiß das besinnliche Stück „Da kommt Frau Lüttjohann" eingeübt. Für die Bescherung der Kinder haben die Dorfbewohner nach alter Tradition gesammelt. Der Weihnachtsmann, Heinrich Biefang, wird die prallgefüllten Tüten überreichen. — Abschließend der Lehrer: „Die Aufführung war ein voller Erfolg. Auch bei meinen Gegnern habe ich an Ansehen gewonnen!"
Schuljahr 1961/62. 38 Kinder besuchen die Schule. Nach einem verregneten Mai ist nun auch der Juni sehr regenreich. Das Wasser des Rheines stieg so stark an, daß das Heu auf den Weiden vor dem Deich weggeschwemmt ist.
Vom 13. bis 16. Juni 1961 nimmt Horst Dickmann an einem Prüfungslehrgang zur Erlangung der Lehrbefähigung für die Evangelische Unterweisung teil. Fräulein Greff von der Schule in Speilen übernimmt die Vertretung.
Rudolf Krieg verläßt am 30. August 1961 mit seiner Familie die Dienstwohnung in Mehrum. Nach eingehender Bauzustandsprüfung erscheint eine Reparatur des Gebäudes nicht mehr lohnend. „Meine Hoffnung, bald nach Mehrum ziehen zu können, muß ich begraben." Der seit dem Frühjahr bestehende Gemüsegarten und die dort stationierten 8 Bienenvölker müssen weiterhin von Stockum aus betreut werden.
Große Unruhe verbreitet der Plan einiger Leute in der Verwaltung und den Parteien, für die Dörfer Löhnen, Mehrum und Götterswickerhamm eine dreiklassige Zentralschule in der Nähe der Deichkuhle zu errichten. Der Hauptausschuß der Gemeinde Voerde diskutiert am 18. September 1961 die Errichtung einer Mittelpunktschule. Doch vehement und engagiert wenden sich nicht nur die Mehrumer Eltern gegen dieses Vorhaben, das dann auch schließlich von den zuständigen Dienststellen abgesetzt wird.
In der Zeit von Oktober 1961 bis Januar 1962 besprechen die Dorfbewohner die Errichtung und Ausgestaltung einer neuen Gedächtnisstätte für die Gefallenen beider Weltkriege. Es wird ein Ehrenmal-Ausschuß gebildet, dem 12 Mehrumer Bürger angehören, u.a. auch Lehrer Horst Dickmann. In einer Versammlung der Dorfgemeinschaft im Februar 1962 wird beschlossen, die neue Ehrenstätte an der alten Stelle im Schloßpark zu errichten.
Da nahezu die Hälfte der Schulkinder an Grippe erkrankt ist, wird die Schule vom 13. bis 22. März geschlossen.
Am 26. März 1962 beschließt der Hauptausschuß der Gemeinde Voerde den Neubau eines Lehrerwohnhauses in Mehrum. Der Beschluß wird vom Gemeinderat am darauffolgenden 10. April bestätigt.
Das Schuljahr 1962/63 beginnt mit 39 Kindern. Die Kinder des vierten Schuljahres fahren einmal wöchentlich nach Voerde zum Lehrschwimmbecken.
Am 6. April überprüft das Staatshochbauamt Wesel das Lehrerwohnhaus. Nach einem zusätzlichen Blick auf den Schulsöller lautet das Urteil: Alles abreißen!
Anläßlich einer Bürgerversammlung bei Mölleken teilt Ratsmitglied Rudi Patt mit, daß der Plan einer neuen Schule an der Deichkuhle „nicht mehr zur Diskussion steht". In den ersten Januartagen 1963 schneit es ununterbrochen. Die Schneehöhe beträgt zwischenzeitlich 60 cm. Schneeverwehungen hindern Menschen und Autos am Fortkommen. Die Männer aus dem Dorf können ihre Arbeitsstellen nicht mehr erreichen. Auch für Horst Dickmann ist es schwierig, seinen Dienst in Mehrum zu versehen, denn er wohnt nach wie vor in Stockum. Doch mit seinem Motorroller, den er den „feuerighen Elias" nennt, schafft er die blankgewehten und spiegelglatten Wege nach Mehrum und zurück. Die Kanäle sind zugefroren, Heizöl und Kohlen sind knapp. Am 23. Januar werden Lehrschwimmbecken und Turnhalle in Voerde geschlossen. Am 24. Januar steht der Rhein bei Emmerich, in Mehrum ist er mit Treibeis bedeckt. Nordische Vögel, die hier nie zu beobachten gewesen sind, sitzen an den Rheinufern und suchen vergeblich nach Nahrung. In der Schule wird Getreide für die Wildfütterung gesammelt. Der 7. März 1963 ist der erste frostfreie Tag seit dem 21. Dezember 1962.
Ein Geschenk besonderer Art erhält die Schule Mehrum am 14. Dezember 1962. Endlich wird ein Tonfilmprojektor im Werte von 2.700,00 DM zur Verfügung gestellt, der dafür sorgt, daß die Schulkinder nicht mehr auswärtige Filmtheater oder Filmvorführungen besuchen müssen.
33 Kinder besuchen im Schuljahr 1963/64 die Mehrumer Schule. In Mehrum macht sich wieder Unruhe breit, weil das Thema „Mittelpunktschule" erneut aufgegriffen wird. Bürgermeister Heinrich Schmitz sorgt aber für Beruhigung. Nach seiner Ansicht sei die Frage, ob die Mehrumer Schule erhalten bleiben soll, bereits entschieden. „Die Regierung tendiert zu der Auffassung, daß man die Schule nicht aus dem Dorf herausnehmen soll." In einer Besprechung der Regierungskommission mit anschließender Ortsbesichtigung wird vorgeschlagen, eine neue Schule zu bauen .
Den Handarbeitsunterricht erteilt nun Frau Julia Wohland, die an der Schule in Spellen als Hauswirtschaftslehrerin tätig ist.
Im Herbst 1963 beginnt Horst Dickmann mit der Instandsetzung der alten Lehrerwohnung, um sie einigermaßen bewohnbar zu machen. Fleißige Helfer findet er in Johann Rissel, dessen Sohn Gerhard und Wilhelm Ingenwerth. Selbst Weihnachten und Sylvester/Neujahr wird gearbeitet, um am 6. Januar 1964 endlich einziehen zu können.
Die Nachbarn haben zum Einzug den Hauseingang festlich geschmückt und helfen auch beim Abladen und Aufstellen der Möbel. Am Abend bringt die Nachbarschaft ihrem Lehrer Horst Dickmann und seiner Frau Inge, geb. Grebestein, sowie den übrigen Angehörigen ein Ständchen vor der Haustüre. Es entspricht alter Mehrumer Tradition, daß alle Anwesenden zu einem Umtrunk ins Lehrerhaus eingeladen werden.
Das Schuljahr 1964/65 zählt 34 Schulkinder. Am 20. April 1964 beschließt der Gemeinderat Voerde, in Mehrum eine neue Schule mit Lehrerwohnhaus zu bauen. Die Kosten für beide Vorhaben veranschlagt der Architekt Hermann Cyrener mit 335.000,00 DM. Zuvor besichtigten er und Horst Dickmann einige moderne einklassige Volksschulen am linken Niederrhein und im Weseler Wald. Die öffentliche Ausschreibung erfolgt am 6. August 1964, Angebotseröffnung ist am 31. August 1964. Im Oktober wird die Baustelle eingerichtet, im Dezember ist der Rohbau des Wohnhauses fast vollendet, die Kellerdecke des Schulhauses wird gegossen. Das milde Winterwetter begünstigt die Bauarbeiten. In der ersten Februarwoche wird der Dachstuhl der Schule gerichtet. Am Donnerstag, 11. Februar 1965, ist das Richtfest. „Mit den Kindern habe ich mich auf diesen Tag vorbereitet. Sie werden mit Gedichten, Liedern und einem Ständchen der Flötengruppe ihren Teil zum Richtfest beitragen." Den Richtkranz schmücken wir mit alten Schiefertafeln, Griffeldosen und Schwämmen. Auch ein alter Schulranzen erfüllt dabei seine letzte Aufgabe. Viele Gäste aus Rat und Verwaltung, allen voran Bürgermeister Heinrich Schmitz, die Handwerker und Unternehmer, sowie auch die Elternschaft und die Schulkinder erleben dieses für das Dorf Mehrum so bedeutsame Fest.
Im Schuljahr 1965/66 gehen nur noch 28 Kinder zur Mehrumer Schule. Der Abgang der Schüler zu den weiterführenden Schulen macht sich bemerkbar: Nur noch 11 Kinder in den Schuljahren 6 bis 8. Seit dem 1. April 1965 ist der Englischunterricht auch in der Mehrumer Schule für alle Kinder Pflicht.
Im September 1965 wird die Lehrerschaft über die Neuordnung der Volksschuloberstufe informiert. Wenn dieses Vorhaben verwirklich wird, dann hat die letzte Stunde der wenig-gegliederten Schule, schon häufiger als Zwergschule benannt, geschlagen.
Das Lehrerwohnhaus wird bald fertig, im November soll es bezogen werden. Es wird bekannt, daß Fräulein Göppert, 1947 an der Schule in Mehrum tätig, als verheiratete Frau Stein wohl in Essen wohnt. Sie bestätigt, daß sie die alte Schulchronik, deren Verbleib niemand erklären kann, selbst in Händen gehabt und darin auch Eintragungen gemacht hat. Die Schulweihnachtsfeier 1965 findet noch in der alten Schule — wie jedes Jahr — statt. Die Kinder führen wieder zwei Theaterstücke auf.
Am 20. November 1965 wird das neue Lehrerwohnhaus bezogen. Die Nachbarn erhalten vom Lehrer die „Nachbarzeche". Aus dem ganzen Dorf treffen Glückwünsche ein. Spielmannszug und Gesangverein bringen der ganzen Familie ein Ständchen, die Nachbarkollegen gratulieren zur neuen Wohnung, alte Nachbarn aus Stockum tun desgleichen. Das Haus gleicht einem Taubenschlag. Fazit des Einzug: 200 Liter Bier und etliche Flaschen Wacholder, fast wie bei einem kleinen Dorffest.
 
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