1711 überläßt Johann Adolf v. Hamm auf Haus Ahr für 8.500 Reichstaler das Haus Löhnen an v. Bodelschwingh. Der Kauf wurde am 4. Juni 1712 gerichtlich bestätigt."' Der Verkäufer hatte das Haus Löhnen 1691 von Bertram v. Tengnagell erworben, dann 1695 Haus Ahr angekauft und dieses 1700 bezogen.
1714 ist abermals ein Grundstückskauf vermerkt. Von Jan Kalbeck in Voerde und Hermann Kalbeck auf Neuenbauers Kate in Eppinghoven, deren Frauen Enneken und Beel eine Weide von ihrem Vater Jakob Ettwig geerbt hatten, erhält v. Bodelschwingh das ein Mudsaat große Weideland An den Wefert und zahlt hierfür 71 Taler. *6)
Doch der Herr von Haus Mehrum verpachtet auch.
1690 übernimmt Wilhelm Freytag mit seiner Frau Maria Leyenkant den Giesen Hof zu Mehrum.
1704 wird Giesen Hof dann allerdings an die Eheleute Heinrich Wennen und Enneken Brinkamps verpachtet. Die Pacht beträgt 10 Malter Gerste, 1/2 Malter Weizen, 8 Reichstaler als Weidegeld und 1/2 Malter Weizen für die Kirche Götterswickerhamm. *7)
Über die wirtschaftlichen Verhältnisse der Pächter in jener Zeit unterrichtet ein Gesuch der Pächter Heinrich Daems auf Daems Hof, Balthasar Ettwig auf Ettwigs Hof und Wilhelm Freytag genannt Giesen auf Giesen Hof in Mehrum an ihren Pachtherrn v. Bodelschwingh vom 16. Januar 1702:
Wessel Wirich v. Bodelschwingh verlor seine Frau Alstein Almuth v. Ketzgen nach 10jähriger Ehe am 4. Juni 1698. Sie starb im Alter von nur 30 Jahren auf Gut Buldern und hinterließ vier Töchter und einen Sohn mit Namen Gisbert Wilhelm.
Gisbert Wilhelm v. Bodelschwingh
Er war der Nachfolger seines Vaters auf Haus Bodelschwingh, erbte neben Haus Mehrum mit den dazugehörenden Höfen sowie dem 1711/1712 von seinem Vater angekauften Haus Löhnen mit den ebenfalls anhängenden Höfen auch das Mehrumer Lehen und den Mehrumer Zehnten, mit denen sein Vater für ihn, da er noch minderjährig war, am 23. Juni 1701 und am 6. März 1714 belehnt wurde.
Nachdem er großjährig geworden war, legte er den Lehnseid am 13. Juni 1723 und dann noch einmal zur Erneuerung der Lehen am 14. März 1741 ab.
1723 kauft er von Hermann Pontkees und Johann Schürmann in Voerde aus deren Erbschaft von Hermann Scholten genannt Pontkees 1/4 Weidegang für 97 Klev. Taler und 15 Stüber. *9) 1739 ist das Gut Mehrum 98 Morgen holl. (etwa 333 Morgen preuß.) groß. Dazu kommen an Lehnsgut und Erbländereien noch 159 Morgen holl. *10)
Gisbert Wilhelm v. Bodelschwingh stirbt am 13. April 1753 auf Haus Bodelschwingh und wird am 17. April in der hochadeligen Gruft daselbst beigesetzt.
Erbe seiner Besitzungen ist sein einziges Kind
Anna Luise Gisbertine v. Bodelschwingh,
geboren am 2. August 1729, gestorben am 2. Juli 1802.
Wie ihr Vater und ihr Großvater überläßt auch sie die Verwaltung der Mehrumschen Güter einem Rentmeister und besucht Haus Mehrum nur zu besonderen Anlässen. Ein solcher wird am 10. Juni 1791 beschrieben: Bei der Taufe eines Kindes ihres Rentmeisters Hermann Wilhelm Tendering übernimmt sie die Patenstelle.
Nachdem ihre im Jahre 1754 vollzogene und kinderlos gebliebene Ehe mit Gisbert Friedrich Wilhelm v. Plettenberg-Heeren 1762 geschieden war, heiratete sie am 8. Dezember 1763 Mathias Gisbert Albert v. Bodelschwingh-Velmede. Dieser Ehe entstammen die beiden Töchter Sophia Luise Elisabeth Wilhelmine und Karoline Charlotte.
Nach dem von diesen beiden Schwestern am 31. Januar 1803 geschlossenen Erbteilungsvertrag kamen die Mehrumschen Güter, Haus Löhnen und die zwei so oft genannten Lehen an.
Karoline Charlotte v. Bodelschwingh,
geboren am 19. Oktober 1771, gestorben am 23. Januar 1818.
Sie heiratete am 5. März 1795 Friedrich Wilhelm v. Plettenberg-Heeren und wohnte auf Gut Heeren, wo auch ihre Kinder geboren wurden.
Mit dem Mehrumer Lehen und dem Mehrumer Zehnten ließ sie ihren Mann als ihren Stellvertreter belehnen. Der Lehnsbrief wurde am 5. August 1803 ausgestellt. Es war die letzte Belehnung, die hier stattfand.
Unter der französischen Herrschaft von 1806 bis 1814 fand das Lehnswesen sein Ende. Die zu Lehen gegebenen Güter verblieben den Belehnten zur eigentümlichen Nutzung gegen Zahlung eines jährlichen Kanons. So war es auch mit den anderen Lehen, welche die Inhaber von Haus Mehrum besaßen, dem Xantener Lehen, dem Bischofsacker, der Fischerei im Mehr und dem Schultheißenamt über die Deutzer Güter. *11) Dadurch gewann Haus Mehrum einen bedeutenden Zuwachs an Ländereien und Gerechtsamen.
Nach dem Tode der Karoline Charlotte v. Bodelschwingh verblieb ihrem Mann Friedrich Wilhelm v. Plettenberg-Heeren die Nutznießung der Güter zu Mehrum. Als er 1820 starb, ging die Nutznießung auf seine zweite Frau Sophia v. Ascheberg, die er am 18. September 1818 geheiratet hatte, über.
Das Eigentumsrecht erhielten aber die Kinder aus der ersten Ehe:
Friedrich Wilhelm Gisbert
Karl Ludwig Adolf
Wilhelm Gisbert Albert
Luise Karoline Friederike
Gustav Karl Heinrich
Elise Karoline Luise.